Hörer

In wenigen Tagen wird bei uns im Sommerrain die erweiterte Orgel feierlich eingeweiht. Auch der bisherige Teil wird in Form gebracht.

Und so wird die Orgel drei Wochen lang gestimmt.

Diese Arbeit fasziniert mich. Da ist ein junger Mann, der die Stimmung vornimmt. Minutenlang spielt er denselben Ton. Bis er den „richtigen“ Ton findet. Das macht er den ganzen Tag. Die ganze Woche. Wenn ich zuhöre, kann ich keinen Unterschied hören. Es klingt für mich immer gleich. Er nimmt dann auch handwerkliche Dinge vor, stellt die Zungen der Pfeifen ein und anderes mehr. Daran erkenne ich, dass doch etwas geschieht.

Der Mann ist zwar ein Handwerker. Aber in erster Linie ein Hörer. Er wird fürs Hören bezahlt. Und da er ein guter Hörer ist, werden die Zuhörerinnen und Zuhörer bei der Einweihung der Orgel von ihrem Wohlklang und ihrer Harmonie begeistert sein.

Eigentlich ist dieser Mann ein Beispiel dafür, was wir als Kirche sein sollen.

Hörer des Wortes.  Heute erschallen tausend Stimmen. Sie sagen uns, was die Kirche tun soll, damit sie bleibt. Damit nicht weiter Menschen in Scharen austreten. Das ist ein richtiges Ansinnen. Aber eigentlich geht es darum- geht es nur darum- auf Jesus zu hören.

Und da ist noch etwas, was wir von diesem Orgelstimmer lernen können.

Er verlangt Stille. Sobald Menschen in die Kirche gehen und reden oder auch bloß hörbar gehen, stellt er seine Arbeit ein. Er braucht Stille, um den rechten Ton heraus zu hören.

So lernen wir zwei Dinge: Stille, Hören und Gehorsam. Ich hoffe, dass wir das auch in unserem Leben in unseren Gemeinden so gut umsetzen können, wie der Mann, der gerade an der Orgel in unserer Kirche arbeitet.

Es grüßt Sie

Ihr

Zuhörer

 

Don Luigi